Aufstockung in der Stadt statt Bauen an der Peripherie: Auch in Wien ist diese Art der Nachverdichtung keine Seltenheit und so gewinnt in der Pyrkergasse im Bezirk Döbling ein historisches Gebäude aus dem 19. Jahrhundert neuen Wohnraum auf drei zusätzlichen Stockwerken. Konstruktiv innovative Wege wurden hier im oberen Geschoß gegangen: Um einen zügigen Bauablauf zu gewährleisten, wurden die Fertigteil-Balkone mit dem neuen Wärmedämmsystem Isokorb IQlick von Schöck über einen Betonrandbalken an eine Holz-Beton-Fertigteil-Verbunddecke befestigt – ohne Gerüst und in extrem kurzer Montagezeit.
Nachverdichtung heißt das Zauberwort, wenn es in Städten um die Schaffung neuen Wohnraums geht. Auch in der Donaumetropole Wien wird nicht nur auf die Schließung von Baulücken gesetzt, sondern auf die Aufstockung bestehender Gebäude. Viel Potenzial nach oben bieten die das Stadtbild prägenden, um 1900 erbauten Jugendstilgebäude. „Gründerzeithäuser sind durch ihr Vollziegelmauerwerk und die stabilen Fundamente optimal für eine Aufstockung nach oben geeignet. Mit guter Planung und nachhaltiger Bauweise konzentrieren wir uns darauf, diese zukunftsfit zu machen und gleichzeitig mehr Wohnraum zu schaffen“, sagt Gregor Leimer vom Wiener Unternehmen OBENAUF/, das beim Umbau in der Pyrkergasse die Funktion des Bauherrn, Architekten und der Baufirma vereint. Der Unternehmensname sagt es schon: Die Firma hat sich auf die Aufstockung von Bestandsgebäuden spezialisiert, sozusagen „eine Wiener Spezialität“.
Das Gebäude in der Pyrkergasse, im idyllisch-noblen Bezirk Döbling gelegen, stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Das Planungskonzept sieht vor: Abriss des alten Dachstocks, Aufbau von zwei zusätzlichen Vollgeschoßen und eines neuen Dachgeschoßes, sowie Sanierung und Modernisierung des gesamten Gebäudes mit zukünftig insgesamt 16 hochwertigen Wohnungen. Die meisten Decken im Gebäude, sowohl des Bestandes als auch des neuen Aufbaus, sind aus Holz. Bei der Decke über dem 2. Obergeschoß wurde aus statischen und ästhetischen Gründen jedoch eine vom niederösterreichischen Unternehmen MMK entwickelte Holz-Beton-Verbunddecke als Fertigelement eingeplant. Die untere Lage besteht aus zugfestem Holz, das nach der Fertigstellung auch als Holzdecke sichtbar bleibt, die Oberseite bildet druckfester Beton. Diese Kombination trägt auch der Entwicklung Rechnung, so Sebastian Knoflach, Geschäftsführer der Firma MMK, „dass der Holzbau im Geschoßbau angekommen ist.“
Aus Gewichtsgründen wurde die Decke des 3. Obergeschoßes umkonzeptioniert und mehrteilig in Fertigteilbauweise ausgeführt. Den Mittelpunkt bildet hierbei die innere Holz-Verbunddecke, die auf einem Vollfertigteilunterzug aufliegt und in die die Balkonplatten verankert werden. Die gesamte Deckenkonstruktion wurde daher in diese drei Einzelbauteile geteilt. Die Firma MMK begab sich auf die Suche nach einer innovativen Lösung, diese drei Elemente vor Ort wieder zu verbinden, ohne dabei die Wärmedämmung zu vernachlässigen und den Bauablauf zu stören.
Fündig wurde sie schließlich beim Bauproduktehersteller Schöck. Alternativ zu einer Stahlbeton-Stahlbeton Isokorb Sonderlösung fiel die Wahl von MMK auf das neue tragende Wärmedämmsystem Isokorb IQlick. Das Anschlusselement ist speziell zur bauzeitenflexiblen Montage für Fertigteilbalkone konzipiert und besteht aus mehreren Komponenten: dem eigentlichen tragenden Wärmedämmelement sowie Verbindungselementen für eine tragende Schraubverbindung. Der Balkon mit dem im Werk einbetonierten Isokorb Zugoberteil wird zuerst auf das deckenseitig montierte Isokorb Unterteil aufgesetzt, dann eingeklickt (Qlick) und anschließend mit den einbetonierten Muffenstäben innen verschraubt. Die Deckenkonstruktion ist ab diesem Moment voll tragfähig. Zuletzt werden nur noch die ausgesparten Verbindungsbereiche mit Vergussmörtel verfüllt.
Sebastian Knoflach, Geschäftsführer der Firma MMK, sieht bei diesem Verfahren gleich mehrere Vorteile: „Wir haben nach einer praktikablen Lösung gesucht, um den Bauablauf so unkompliziert und wirtschaftlich wie möglich zu gestalten.“ Diese Erwartungen hat das Isokorb IQlick-System in diesem speziellen Fall mit einer Sonderlösung durch die Verbindung von drei Fertigteilen voll erfüllt – und das auch mit einer extrem kurzen Montagezeit von rund 30 bis 40 Minuten, vom Entladen auf der Baustelle bis zur Benutzung des Balkons. „Der Einbau ging einfach und schnell“, sagt Sebastian Knoflach. „Durch das Isokorb IQlick-System können wir die Fertigteile unseres hybriden Balkonsystems nun perfekt und flexibel miteinander kombinieren.“
Ein weiterer Vorteil ist, dass die Montage des Isokorb IQlick-Systems ohne Gerüst oder Montagestützen ausgeführt werden kann. Ein für kleinere Lasten dimensionierter Kran hebt das Balkonelement an die richtige Stelle, dort wird es an die Stirnseite der zuvor fertiggestellten Decke eingehängt und festgeschraubt und ist sofort statisch belastbar. Ist dieser Arbeitsschritt beendet, müssen nur noch die Verbindungselemente nach abgeschlossenem Rohbau miteinander verschraubt werden. So ist es möglich, die einzelnen Bauprozesse zu vereinfachen und zu verkürzen, was letztendlich auch Kosten senkt – ein starkes Argument bei steigenden Baupreisen.
Die Firma OBENAUF/ zeigte sich bei ihrem erstmaligen Einsatz des Isokorb IQlick-Systems „offen für eine neue Lösung“. Es entpuppte sich dabei schnell als zukunftsträchtige Variante, denn OBENAUF/ war mit dem Ergebnis derart zufrieden, dass das neue System zur statisch tragenden Wärmedämmung bei weiteren Projekten bereits fest eingeplant ist. „Die Spezialisierung auf Fertigteile ist ein wichtiger Faktor in unserem Unternehmen. Der große Vorteil des Isokorb IQlick-Systems ist, dass keine Aushärtungszeit notwendig ist wie bei den üblichen Ortbetonanschlüssen. Außerdem ist das Balkonelement sofort tragfähig befestigt und nutzbar“, berichtet Gregor Leimer von der Premiere, „und da es kein Gerüst braucht, lassen sich die Begleitumstände einer Balkonmontage deutlich vereinfachen und verkürzen“, fasst er seine Erfahrungen zusammen.
Dank der innovativen Lösung Isokorb IQlick konnte ein reibungsloser Bauablauf gewährleistet werden, der sich auch positiv auf die Zusammenarbeit der verschiedenen Gewerke auswirkte. Die Fertigstellung des Dachgeschoßaufbaus in der Pyrkergasse in Wien ist für Anfang 2023 vorgesehen. Dann können sich die neuen Bewohner der modernen, zwischen 50 und 200 Quadratmeter großen Wohnungen von ihren geräumigen Balkonen aus am Blick über den ebenfalls neu gestalteten parkähnlichen Gartenflächen mit Pool und Wellnessbereich erfreuen.
Bauzeit: Fertigstellung Anfang 2023
Bauherr/Architekt: OBENAUF/ Generalunternehmung GmbH, Wien
Fertigteilwerk: MMK Holz-Beton-Verbund Fertigteile GmbH, Wöllersdorf
Produkt: Schöck Isokorb IQlick