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Boll-Vechigen, CH

Wohnüberbauung Oberfeld

Vorteil: Thermische Trennung von Stahlbetonwänden
Warum höhere Qualität nicht mehr kosten muss

Kann man hochwertig und trotzdem wirtschaftlich bauen? Dass das kein Widerspruch ist, beweist die Wohnüberbauung „Oberfeld“ in Boll-Vechigen. Dank eines innovativen Energie- und Dämmkonzepts, bei dem der Architekt erstmals die thermische Entkoppelung von Stahlbetonwänden vorsah, konnte dieses Projekt wirtschaftlich, gestalterisch und bauphysikalisch optimiert werden.

Der Gemeindepräsident nannte es „das Filetstück von Boll“. Die 17‘000 m² grosse Parzelle bietet beste Südhanglage mit freier Sicht auf die Berner Alpen. Sowohl gestalterisch wie auch technisch und bauphysikalisch lag die Messlatte für dieses Projekt sehr hoch. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde prüfte man verschiedene Lösungsansätze, bevor die Variante mit 10 Mehrfamilienhäusern mit 82 Wohneinheiten weiterverfolgt wurde. Dabei massen die Planer auch der Umgebungsgestaltung einen hohen Stellenwert zu. „Wir haben das Grundstück bebaut, nicht verbaut“, erklärt Andreas Kurth, Bauherr und Architekt in Personalunion. Er und sein Team haben die Baukörper dem Hangverlauf entsprechend ins Gelände gesetzt, möglichst wenig Aushub generiert und lassen das gewachsene Terrain buchstäblich durch die Überbauung fliessen. Die Erschliessung für den motorisierten Verkehr erfolgt gänzlich unterirdisch. Besondere Aufmerksamkeit schenkten die Planer dabei den konstruktiven Details und der Dämmung des Objekts. Ihr Ziel: Eine qualitativ hochwertige und gleichzeitig wirtschaftlich optimierte Wohnüberbauung.

Weit über dem Minergie-P-Standard

Obwohl nicht zertifiziert und ohne die häufig diskutierte kontrollierte Lüftung, übertrifft die Überbauung die Minergie-P-Anforderungen bei weitem. Die Gebäudehülle unterschreitet die gesetzlichen Grenzwerte für Neubauten nach KenV um ca. 50 %; die Primärenergie-Anforderungen an die Gebäudehülle nach Minergie-P um ca. 10 %. „Es gibt wahrscheinlich wenig Raum nach oben“, schätzt Andreas Kurth die Bauqualität ein. Dabei spielt die thermische Trennung der Stahlbetonwände eine wesentliche Rolle.

Was hat es damit auf sich? Die thermische Entkoppelung von Backsteinmauern oder beispielsweise Kragplatten ist heute „courant normal“, bei Stahlbetonwänden jedoch noch kaum bekannt. Beim Projekt Oberfeld zeigt sich nun, dass mit dieser Massnahme unter anderem der U-Wert der Gebäude verbessert und folglich mit vergleichsweise bescheidenen 24 cm Fassadendämmung dieser hohe Energiestandard erreicht werden konnte. „In der Tiefgarage zum Beispiel kommen wir mit gerade mal 5 cm Dämmung an der Unterseite der Decke und ganz ohne Flankendämmung aus. Dadurch gewannen wir Raumhöhe sowie optisch saubere und nahtlose Wandoberflächen in Sichtbeton“, erklärt Godi Bärtschi, Bauphysiker bei HSR-Ingenieure. Damit entfallen auch die spätere Verfärbung und die kostspielige Instandhaltung der Dämmung. Auch bei Fassadenvorsprüngen und anderen Gestaltungsmitteln vereinfacht eine thermische Entkoppelung von Bauteilen in vielen Fällen das konstruktive Detail und beeinflusst Qualität und Kosten nachhaltig positiv.

Mut zu neuen Lösungen

Das Büro HSR hatte die bauphysikalischen Angaben des Herstellers Schöck mit 3D-Berechnungen selbst nachgeprüft. Dabei war auch die punktuelle Betrachtung der thermisch entkoppelten Stahlbetonwände an den Anschlusspunkten sehr wichtig, um jeglichen Bauschaden ausschliessen zu können. „Selbstverständlich hatten wir genau hingeschaut, bevor wir uns für Sconnex® Typ W entschieden“, bestätigt Architekt Andreas Kurth, zumal es für ihn und sein Team eine Premiere war. „Dank unserer Bereitschaft umzudenken haben wir allein bei der Tiefgaragendämmung gut CHF 50'000.00 eingespart und zusätzlich den hohen Energiestandard problemlos erreicht“. Zusätzlich wirkt sich die reduzierte Dicke der Aussendämmung positiv auf die Materialkosten und die Nutzfläche aus, was die Wirtschaftlichkeit des gesamten Objektes verbessert.

Und wie sieht es mit der Statik aus, die von Bauingenieuren gelegentlich hinterfragt wird? Hier geben Hersteller wie auch Bauherr Andreas Kurth Entwarnung: „Das hier verwendete Produkt Sconnex® Typ W ist genau für diese Anwendung und diesen Einsatzzweck entwickelt worden. Die hohen Traglastreserven und das durchdachte Entkopplungskonzept ermöglichen eine unkomplizierte statische Kalkulation und eine fehlerfreie Anwendung. Zudem dienen die vom Hersteller kostenlos erarbeiteten, objektbezogenen Lösungsvorschläge als Grundlage für eine allfällige Anpassung des statischen Systems mit dem Ingenieur.“

Fazit

Wer architektonisch und bautechnisch so hochstehend baut, muss nicht automatisch mit exorbitanten Mehrkosten rechnen. Innovative Produktlösungen wie z. B. Schöck Sconnex® Typ W reduzieren nicht nur die Material- und Herstellkosten, sondern ermöglichen unter anderem einen Gewinn an Nutzfläche und beeinflussen so die Wirtschaftlichkeit und die Energie-, Betriebs- sowie Instandhaltungskosten positiv.

Bauherrschaft

Kurth Architekten AG, Bern

Architektur

Kurth Architekten AG, Bern

Ingenieure

Nydegger + Finger AG, Bern

Totalunternehmer

Kurth Architekten AG, Bern

Bauunternehmer

Zaugg Bau AG, Thun

Bauphysiker

HSR Ingenieure, Spiez