Baden-Baden, 19. Juli 24 – Die Bauwirtschaft steckt in einer tiefen Krise, eine Trendwende ist weiterhin nicht absehbar. Im Gegenteil: Ökonomen gehen davon aus, dass sich die Lage in diesem und im kommenden Jahr sogar noch verschärfen wird. Auch marktführende Unternehmen wie Schöck trifft die Krise mittlerweile hart: Der in seinem Segment führende Hersteller von Bauprodukten beendet das Geschäftsjahr 2023 mit einem Umsatz von rund 215 Mio. Euro, was einem Rückgang um rund 17 Prozent entspricht. Auch die Entwicklung im ersten Halbjahr 2024 ist von nochmals deutlichen Umsatzrückgängen geprägt. Strukturelle Anpassungen sind damit unvermeidbar. Das gab der neue Vorstandsvorsitzende der Schöck AG, Alfons Hörmann, auf der Jahreshauptversammlung am 19. Juli am Firmensitz Baden-Baden bekannt. Zum 1. Juni wechselte Alfons Hörmann vom Aufsichtsrat in den Vorstand, um das Unternehmen krisenfest aufzustellen. Als Ersatzmitglied für ihn wurde Dr. Stefan Odenthal auf der Hauptversammlung in den Aufsichtsrat gewählt.
Die Schöck AG steht vor herausfordernden Monaten und Jahren. Konnte der Marktführer im Bereich Wärme- und Trittschalldämmung im Jahr 2022 noch einen deutlichen Umsatzzuwachs verzeichnen, beschließt das Unternehmen das Geschäftsjahr 2023 mit einem Umsatzminus von 44,5 Mio. Euro. Der Rückgang markiert nach rund 15 Jahren stetigen Wachstums eine Zeitenwende bei Schöck.
Unsicherheiten in der Baubranche
Seit rund zwei Jahren bremsen stark gestiegene Baukosten und Zinsen in Kombination mit verschärften Energiesparverordnungen und Bauvorschriften sowie geopolitischen und konjunkturellen Unsicherheiten den Hochbau aus. Der Abschwung trifft dabei den Wohnungsneubau, den für Schöck wichtigsten Sektor am Bau, besonders stark.
Aufsichtsrat und Vorstand verabschieden Restrukturierungs-Konzept
„Die Krise ist dabei aber längst nicht mehr nur ein Problem in Deutschland, sondern hat nun auch wesentliche Kernländer von Schöck wie Österreich und Frankreich erreicht“, betont Vorstandschef Alfons Hörmann, der seit dem 1. Juni wieder an der Spitze des Unternehmens steht, um das Unternehmen krisenfest aufzustellen.
Denn sowohl national wie auch auf europäischer Ebene sind derzeit keine zeitnahen politischen Signale und verbesserte Rahmenbedingungen für eine Trendwende absehbar. Für 2024 wie auch für 2025 rechnet Schöck daher weiterhin mit Rückgängen.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Nikolaus Wild fasst das Fazit klar zusammen: „Ein „weiter so“ kann und darf es angesichts der Entwicklungen in der Baubranche, die ein ernstzunehmendes Ausmaß angenommen haben, nicht geben. Wir alle sind gefordert die unternehmerischen Weichenstellungen gekonnt und professionell umzusetzen.“
Schöck stellt sich neu auf
Um den veränderten Rahmenbedingungen schnell und nachhaltig Rechnung zu tragen, sind strukturelle Anpassungen unabdingbar, erklärt Hörmann: „Mit dem Programm ‚Fitness 2025‘ werden wir unsere Organisation, Prozesse und Produktionsbereiche selbstkritisch prüfen und hinterfragen. Wir müssen bürokratische Hürden abbauen und Prozesse verschlanken durch ein noch besser vernetztes Arbeiten über Abteilungs- und vor allem auch die Landesgrenzen hinweg.“
Trotz der aktuell teilweise schwachen europäischen Märkte bekräftigte Hörmann auf der Hauptversammlung die langfristige Strategie des Unternehmens mit Fokus auf die langjährigen Stammkunden in Deutschland, aber auch auf eine verstärkte Internationalisierung, um die besonderen Stärken des Produktprogrammes von Schöck auch in fernen Ländern auszuspielen.
Alle Themen und Initiativen sollen in einer stimmigen „Strategie 2030“ gebündelt werden, um für den Strukturwandel am Bau und den damit verbundenen Herausforderungen gerecht zu werden: „Auf der Basis des nun bevorstehenden Fitness-Programmes werden wir eine gute und solide Grundlage für eine weiterhin erfolgreiche Entwicklung der Unternehmensgruppe schaffen. Schöck hat alle Voraussetzungen, um auch künftig eine marktführende Rolle einzunehmen. Davon sind wir überzeugt und dafür werden wir hart arbeiten“, erklärt Alfons Hörmann.