Die Fassade saniert, die Haustechnik überholt, den Wohnraum erweitert: Bei der energetischen Modernisierung eines Mehrfamilienhauses aus den 1950er Jahren zog die Dinkelacker AG sämtliche Register. Außerdem dürfen sich die Bewohner des Gebäudes in der Breitscheidstraße 38 in Stuttgart-West nun über großzügige neue Balkone freuen – allesamt mithilfe des Schöck Isokorb R frei auskragend, wärmebrückenarm und mit minimalem Eingriff in den Bestand angeschlossen.
Stuttgart-West, im innerstädtischen Talkessel gelegen, ist eines der am dichtesten besiedelten Wohngebiete Deutschlands. Gründerzeit-Architektur dokumentiert hier vielerorts das stürmische Wachstum der Stadt mit der Industrialisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In der Nähe des Bosch-Areals, dem früheren Sitz des heutigen Weltkonzerns, sind es jedoch die Nachkriegsbauten, die vom Wiederaufbau der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg zeugen.
Umfassend modernisiert
Eines dieser Bauwerke liegt an der Ecke Breitscheid-Silberburgstraße. Im Hochparterre befindet sich seit etlichen Jahren das Stuttgarter Studentenlokal „SUTSCHE", darüber sind Wohnungen untergebracht. „Das Objekt war technisch in die Jahre gekommen. Die Lage ist jedoch sehr attraktiv, sodass wir uns über mangelnde Nachfrage nie beklagen konnten", meint Guido Strangmann, Architekt in der Bauabteilung der Dinkelacker AG, der Eigentümerin der Liegenschaft. Um für das sechsgeschossige Mehrfamilienhaus auch in Zukunft eine nachhaltige und wachstumsorientierte Bewirtschaftung zu sichern, entwickelte Strangmann ein ganzheitliches Sanierungskonzept: Er ließ die Haustechnik und die Fenster erneuern, die Wärmedämmung verbessern und Balkone anbauen. So wurde nicht nur der technische Standard, sondern auch der Wohnwert und die gestalterische Qualität des Gebäudes erhöht.
Potenzial erschlossen
„Durch den Anbau der Balkone und den kompletten Ausbau des Dachgeschosses konnten wir die baurechtlich vorhandenen Reserven voll ausschöpfen", so Strangmann weiter. Zur Breitscheidstraße hin hatte zuvor nur eine einzige Wohnung ihren eigenen kleinen Freisitz besessen. Nun sind es insgesamt sieben großzügige Stahlbalkone, die durch den wärmebrückenarmen Anschluss mit dem Isokorb die Wohnflächen in den Außenraum erweitern und damit ein Plus an Lebensqualität bieten. „Schöck-Produkte hatten wir bislang nur im Neubaubereich eingesetzt. Erst unser Tragwerksplaner Elmar Andelfinger hat uns auf den Isokorb R für den Einsatz im Bestand aufmerksam gemacht", erklärt Strangmann, den die einfache und zügige Montage der Balkone mithilfe der Schöck Lösung überzeugt hat. „Dank dieser Konstruktion konnten wir sogar auf Balkonstützen verzichten und sowohl die baurechtlichen Vorgaben erfüllen, als auch gestalterisch punkten."
Exakt gebohrt
„Der Isokorb R wird von außen in den Geschossdecken verankert. Dazu sind horizontale Bohrungen von 80 Zentimetern Tiefe vonnöten", so Tragwerksplaner Elmar Andelfinger. „Diese mussten mit größter Präzision ausgeführt werden, da die bestehenden, qualitativ höchst unterschiedlichen Stahlbetonflachdecken des Mehrfamilienhauses nur sehr geringe Dicken zwischen 12 und 14 Zentimetern aufwiesen." Wenig Spielraum also für die Bohrungen. Die ausführenden Handwerker von Coldbeam Elektrotechnik meisterten die Herausforderung. 31 Bauteile des Isokorb Typ RKS 14-H220 verankerten sie mithilfe des Injektionsmörtels Hilti Hit-RE 500 sicher in den Bohrlöchern. Anschließend gossen sie die Schnittstellen zwischen Bestandsdecke und dem Wärmedämmelement mit Pagel V1/50 aus. Dieser hochfließfähige Vergussbeton leitet die Druckkräfte sauber in die Bestandsdecke ein. Alle Bausteine dieser technischen Lösung sorgen letztlich für die stabile Verbindung zwischen Decke und Balkon.
Einfach aufgedoppelt
Doch vorher galt es, eine weitere Herausforderung zu lösen: Das Gebäude sollte rundum ein Wärmedämmverbundsystem mit einer Dämmstoffdicke von 16 Zentimetern erhalten. Das Dämmelement des Isokorb R besitzt jedoch „nur" eine Stärke von 12 Zentimetern. Um die Differenz auszugleichen, schlug Andelfinger eine 6,5 Zentimeter dicke Distanzplatte vor. Diese erhielt vier Senklöcher für die M16-Befestigungsbolzen des Isokorb sowie vier M16-Bolzen, über die sich der komplett vorgefertigte Stahlbalkon an den Isokorb anschrauben ließ. Abschließend wurde die Distanzplatte sauber in das Wärmedämmverbundsystem mit eingeputzt und fällt daher in der Fassadenansicht kaum noch auf. „Wir sind überaus zufrieden mit dem Gesamtergebnis", so Bauherrenvertreter Strangmann. „Im kommenden Jahr möchten wir auch das Nachbarhaus in der Breitscheidstraße 36 modernisieren." Die dortigen Bestandsbalkone böten wieder ein neues Einsatzgebiet für wärmebrückenarme Anschlüsse mit dem Isokorb.
Isokorb R
Der Schöck Isokorb R minimiert Wärmebrücken beim Anschluss von auskragenden Beton- oder Stahlbauteilen an bestehende Deckenkonstruktionen. Bei angebauten Balkonen werden damit ein Wärmedämmstandard und eine Schadenssicherheit auf Neubau-Niveau gewährleistet. Dabei spielt es keine Rolle, ob vorhandene Balkone modernisiert oder komplett neue Systeme angeschlossen werden. Die thermischen Trennelemente eignen sich sowohl für frei auskragende als auch für gestützte Konstruktionen und bieten daher volle Gestaltungsfreiheit. Da die Montage von außen erfolgt, bleiben Innenräume von den Bauarbeiten gänzlich verschont. Das Passivhaus Institut Darmstadt hat den Schöck Isokorb R als „wärmebrückenarme Konstruktion" zertifiziert.
Bautafel
Standort: Breitscheidstraße 38, Stuttgart
Bauherr: Dinkelacker AG, Stuttgart
Entwurf/Projektleitung: Guido Strangmann, Architekt Bauabteilung Dinkelacker AG
Genehmigungsplanung: Ohlf Schoch Architekten, Stuttgart
Tragwerksplanung: Elmar Andelfinger, Bauingenieur Andelfinger und Kugler GmbH, Stuttgart
Ausschreibung/Bauleitung: Ralf Berthele, Bautechniker Bauabteilung Dinkelacker AG
Anschlussarbeiten Isokorb: Coldbeam Elektrotechnik, Stuttgart
Schlosserarbeiten Balkone: Müller + Vohl GmbH + Co. KG, Leinfelden-Echterdingen
Bauzeit: Mai bis Oktober 2012
Produkt: 31 Isokorb Typ RKS 14-H220