Der Wärmedurchgangskoeffizient beschreibt die Transmissionswärmeverluste, die durch eine Wärmebrücke entstehen. Hierbei wird unterschieden, ob es sich um eine linienförmige Wärmebrücke (z.B. ein Balkonanschluss) oder eine punktuelle Wärmebrücke (z.B. Anker in der Fassade) handelt.
Der längenbezogene Wärmedurchgangskoeffizient ψ („ψ-Wert") kennzeichnet den pro lfm. zusätzlich auftretenden Wärmeverlust einer linienförmigen Wärmebrücke. Der punktbezogene Wärmedurchgangskoeffizient χ („χ-Wert") kennzeichnet entsprechend den zusätzlichen Wärmeverlust über eine punktförmige Wärmebrücke.
Der ψ -Wert ist von der Konstruktionsqualität, den Abmessungen und den U-Werten der anschließenden Bauteile abhängig. Dies ist so, da die Wärmebrücke und die angrenzende Konstruktion sich gegenseitig in ihrer Wärmeleitfähigkeit beeinflussen. Damit ändert sich der ψ-Wert, wenn sich die angrenzende Konstruktion ändert, auch wenn die Wärmebrücke gleich bleibt.
In Abbildung 21 ist zu sehen wie der ψ-Wert für eine ungestört durch die Wand durchlaufende Balkonplatte aussieht. Dieser zusätzliche Wärmeverlust durch die Balkonplatte beeinflusst auch die angrenzende Wand. Praktisch bedeutet das, dass durch den Abfluss der Wärme über die Balkonplatte auch die Wand oberhalb und unterhalb der Wärmebrücke auskühlt. An den Pfeilen, rechts in der Abbildung, ist zu sehen welchen Weg die Wärmeströme dabei nehmen. Während bei ungestörten Wänden nur horizontale Warmeströme auftreten (in blau dargestellt) sind die Warmeströme in Wärmebrücken dreidimensional (in gelb dargestellt). Hieraus wird ersichtlich warum die Ermittlung von ψ-Werten wesentlich komplexer ist als die von U-Werten.
Zur Berechnung von dreidimensionalen Wärmeströmen ist der Einsatz einer Berechnungssoftware daher zwingend erforderlich. Die normative Grundlage bildet die ÖNORM EN ISO 10211. Darin werden die Randbedingungen für die Ermittlung der längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten ψ geregelt.
Um den längenbezogenen Wärmedurchgangskoeffizienten ψ zu ermitteln, werden vom thermischen Leitwert L2D die Wärmeverluste abgezogen, die bereits über U-Werte und das Flächenaufmaß berücksichtigt wurden (siehe Formel).
Auszug aus ÖNORM EN ISO 10211:
Die Ψ- Werte werden bestimmt nach:
Dabei ist:
Die χ-Werte werden bestimmt nach:
Dabei ist:
Quotient aus Wärmestrom im stationären Zustand und dem Produkt aus Länge und Temperaturdifferenz zwischen den Umgebungstemperaturen auf jeder Seite der Wärmebrücke.
Quotient aus Wärmestrom im stationären Zustand und der Temperaturdifferenz zwischen den Umgebungstemperaturen auf jeder Seite der Wärmebrücke.