Parkhotel Heilbronn mit exklusiver Fassadengestaltung

Eine Kletterschalung kennen viele: Etage für Etage wächst das Hochhaus. Doch am Ende steht erstmal nur der Rohbau. Die Fassade kommt meist ganz zum Schluss. Anders lief es beim Neubau des Parkhotels Heilbronn. Berthold Architekten BDA nutzten für die gedämmten Fassadenelemente eine außergewöhnliche wie effiziente Lösung. Die Gesimse aus weißen Betonfertigteilen sind mit den tragenden Wärmedämmelementen Schöck Isokorb für auskragende Bauteile befestigt und thermisch getrennt. Der Rohbau konnte so unter anderem ohne Gerüst und in sehr kurzer Zeit errichtet werden.

Mitten in Heilbronn ist am Stadtpark ein luxuriöses Vier-Sterne-Plus-Hotel mit einer innovativen Betonfassade entstanden. Der Entwurf von Berthold Architekten BDA, die auch für die Ausführungsplanung verantwortlich waren, entwickelt gekonnt das Ensemble der Bestandsgebäude Stadthalle Harmonie mit dem Theodor-Heuss-Saal weiter und zitiert die Formensprache der 60er Jahre. Im Zuge des Hotelneubaus gestaltet die Stadt Heilbronn auch den 1,39 Hektar großen Stadtpark komplett neu und erweitert ihn.

Der zehngeschossige Hotelbaukörper mit 173 Gästezimmern steht zurückgesetzt, mittig auf einem eingeschossigen, vollständig verglasten Baukörper, der die Lobby, Tagungsräume, das Hotelrestaurant und die Hausbrauerei aufnimmt. Der Rücksprung der oberen Geschosse schafft Freiräume und somit einen behutsamen Übergang vom öffentlichen Bereich zum privaten Hotelbau. Im Inneren können die Gäste das gesamte Ensemble von der Lobby bis zur Stadthalle auf einer Promenade durchqueren. Der direkte Zugang vom ersten Geschoss zum Dachgarten lässt den Park zu einem Teil des Gebäudes werden.

Fassadengestaltung ganz ohne Gerüst

Die Fassade ist in horizontale Gesimse und senkrechte Pilaster aus weißem Sichtbeton gegliedert, die die großformatigen Fensterflächen rahmen. „Die Gesimse bestehen aus massiven Betonfertigteilen und übernehmen zugleich die tragende Funktion der Balkonplatten. So konnten wir uns ein weiteres Gewerk sparen und sogar auf ein Baugerüst verzichten. Die Fenster und Geländer haben wir nachträglich von innen eingebaut“, erklärt Bauleiter Mike Vivas vom Ingenieurbüro PSB Vivas aus Hohenfels die Vorgehensweise.

Sieben Tonnen feinster Sichtbeton

Die bis zu sieben Tonnen schweren Gesimsplatten wurden ebenso wie die Pilaster im Fertigteilwerk in Ebhausen produziert. Der weiße Farbton ist mit Weißzement und aufhellenden Pigmenten aus Titandioxid hergestellt. Die gewünschte Sichtbetonqualität war eine große Herausforderung für die Schalungsbauer. Sie drehten die Schalungen, in denen sich auch die tragenden Wärmedämmelemente von Schöck befinden, um 90 Grad, um den Beton über die Anschlussöffnung einzufüllen. Diese Seite ist später nicht mehr sichtbar. „Das Element Schöck Isokorb haben wir vor dem Betoniervorgang auf die Länge von 500 Millimeter halbiert und jeweils mit 500 Millimeter Abstand eingebaut. So hatten wir genug Platz, um den Beton in die vorhandenen Lücken zu füllen und mit der Rüttelflasche zu verdichten“, erinnert sich Stefan Allmendinger von der Rau Betonfertigteile GmbH & Co. KG. In einer 7,50 Meter langen Gesimsplatte liegen so insgesamt vier Meter Schöck Isokorb T vom Typ K. Auf der Baustelle kam dann in die Aussparungen das dafür vorgesehene Dämmzwischenstück Schöck Isokorb T Typ Z, ein Bauteil, das keine Kräfte überträgt und nur der Dämmung dient. Die Fertigteile wurden mit einem Vorlauf von vier bis sechs Wochen produziert, damit ein reibungsloser Ablauf auf der Baustelle garantiert war. Pro Geschoss waren das jeweils sieben Lkw vollbeladen mit Betonfertigteilen – insgesamt eine Last von über 1.000 Tonnen. „Wir haben die größten Anstrengungen unternommen, die weißen Fertigteile während der Bauphase zu schützen. Dazu wurden die Elemente in Vlies eingepackt, um sie beim Erstellen des nächsten Geschosses nicht zu beschmutzen. Die Auflage mit Vlies wiederum musste wegen der mechanischen Beanspruchung zusätzlich noch mit einer OSB Platte geschützt werden“, beschreibt Wolfgang Brodbeck von der Gottlob Brodbeck GmbH & Co. KG aus Metzingen, die für den gesamten erweiterten Rohbau verantwortlich ist, die Vorsichtsmaßnahmen.

Schöck Isokorb: Teil der Wärmedämmung und der Statik

Auf einer Länge von 1.000 Laufmeter sind die Gesimse wie Balkone geplant: frei begehbar und mit einem Geländer gesichert. Die schmalen Gesimselemente weisen dabei eine Auskragung von 60 Zentimeter auf. Um dieses Bauteil thermisch von der Geschossdecke zu trennen, war der Schöck Isokorb T Typ K die optimale Lösung. Dieser ist mit einer Dämmkörperdicke von 80 Zentimeter und mit dem Drucklager HTE-Compact ausgestattet. Das tragende Wärmedämmelement für frei auskragende Balkone ist gleichzeitig ein Teil der Statik und überträgt negative Momente und positive Querkräfte.

Bauausführung „just in time“

„Das Hotelgebäude gründet auf Betonbohrpfählen und ist in den beiden Untergeschossen und dem Erdgeschoss ein klassischer Stahlbetonbau. Ab dem ersten Obergeschoss haben wir auf der Ortbetondecke der jeweiligen Etagen die Raumaufteilung überwiegend mit bewehrten Doppelwand-Elementen ausgeführt, die wir nach dem Aufrichten mit Ortbeton ausgefüllt haben“, erläutert Wolfgang Brodbeck. An der Stirnseite der Innenwände beziehungsweise der Schotten stößt jedoch nicht die Außenwand an, sondern dort übernehmen die senkrecht stehenden Pilaster die Funktion der Außenwand und der Fassade. Die im Grundriss 57 x 42 Zentimeter starken Fertigteile stehen auf den querliegenden Gesimsen und sind mit Sonderanfertigungen aus V4A-Stahl an den vertikalen Bauelementen befestigt. „Mit einem Kran haben wir dann die querliegenden Gesimse mit dem eingebauten Schöck Isokorb über die Pilaster gelegt und durch eine Deckentisch-Sonderkonstruktion provisorisch abgestützt. So konnten wir die Elemente millimetergenau ausrichten und gemeinsam mit der Elementdecke betonieren”, erklärt Wolfgang Brodbeck. Das Gesimselement ist nach dem Aushärten des Aufbetons durch die Bewehrungsstäbe des Isokorb T Typ K kraftschlüssig mit der Decke verbunden. Nach circa zwei Wochen konnte bereits mit der darauffolgenden Etage begonnen werden – alles ohne aufwändiges Gerüst. Mit dem Rohbau war auch direkt die Fassade fertig. Diese Vorgehensweise wiederholte sich bis zur neunten Etage, da sich in diesem Bereich die regulären Hotelzimmer befinden. Im zehnten Obergeschoss ändert sich das Fassadenbild aufgrund der unterschiedlichen Raumhöhen für die Konferenzräume.

Sonderkörbe für Sonderlösungen

„Auf der Nordseite befinden sich die Treppenhäuser und Aufzugsschächte. In dem Bereich hatten wir natürlich keine Deckenkonstruktion, in die wir den Schöck Isokorb verankern konnten. Hier haben wir mit einem ‚Sonderkorb‘ gearbeitet, bei dem die bauseitigen Bewehrungsstäbe aufgebogen sind und so senkrecht in die 300 Millimeter starke Wand des Aufzugsschachts beziehungsweise die Treppenhauswand hineingesetzt werden konnten“, erklärt Wolfgang Brodbeck die Sonderlösung. Ähnliches galt für die Gesimsteile im neunten und zehnten Obergeschoss. Aufgrund der fehlenden Zimmertrennwände musste hier ebenfalls mit aufgebogenen Bewehrungsstäben am Schöck Isokorb gearbeitet werden.

Bauen im Baukastensystem

„Pro Stockwerk haben wir jeweils nur zwei Wochen benötigt, dann folgte schon die nächste Etage. Im Grunde war es wie bei einem Baukastensystem – alles aufeinander abgestimmt und sehr effizient in der Zeit”, resümiert Wolfgang Brodbeck. Apropos Baukasten: Selbst die Badezimmer wurden als Fertigmodule geliefert und konnten so ohne nachträglichen Installationsaufwand direkt eingebaut werden. Der Neubau Parkhotel Heilbronn zeigt in eindrucksvoller Weise, wie modernes, zeitgemäßes Planen mit Fertigteilen anspruchsvolle Architektur und gleichzeitig effiziente Bauabläufe ermöglicht.

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