Wien, im Juni 23 – Wo früher Patienten versorgt wurden, wird heute gewohnt: Das Mehrgenerationen-Wohnprojekt „Traunhaus“ im steirischen Bad Aussee zeigt einmal mehr das Potenzial baulicher Revitalisierung auf. Dort, im Ausseerland-Salzkammergut, setzten die Bauherren auf Umnutzung statt Abriss eines alten Spitals. Durch eine gezielte Umstrukturierung wurde der leerstehende Bau zu neuem Leben erweckt. Eine Aufwertung erfährt der fast 70 Jahre alte Komplex auch durch die nachträglich angebrachten Balkone. Deren zuverlässige Befestigung am Altbestand und zugleich thermische Trennung sichert Schöck Isokorb.
Der aus vier Baukörpern bestehende Komplex liegt im Stadtkern von Bad Aussee am Fluss Traun. Die letzte große Umbaumaßnahme am alten Landeskrankaus datiert aus den 1970er Jahren. Seit dem Umzug des Spitals im Jahr 2013 jedoch herrschte Leerstand und das historische Gebäude verfiel zusehends zu einer baulichen Ruine. Ein Abriss schien unausweichlich.
Bezahlbarer Wohnraum für Menschen vor Ort
Die Chance zur Wiederbelebung erkannte eine örtliche Bauherrengemeinschaft, das Architekturbüro ROSA aus Bad Mitterndorf sowie Einzelpersonen, die das Gebäude schließlich erwarben. Ihr Ziel: Umnutzung statt Abriss, bezahlbares, barrierefreies Generationen-Wohnen und das Ganze „Von Ausseern für Ausseer“ – denn gemäß dem Sanierungs- und Entwicklungskonzept „Revitalisierung des Spitals“ wurden weder die geförderten Mietwohnungen noch die Eigentumswohnungen als Zweitwohnsitze oder Anlegerwohnungen vergeben.
Planerische Herausforderung: Balkonanschluss an Altbestand
Unterschiedlich lange Balkone, abwechslungsreich über die Fassade verteilt, verleihen dem großvolumigen Gebäude nun eine markante Struktur. Die klassischen Balkone wurden dabei in einer Holz-Stahl-Konstruktion an die Fassade gebaut – eine Herausforderung laut Martin Hehn vom Bauunternehmen Gebrüder Haider & Co., denn die Befestigungsmöglichkeiten im Altbestand waren allerdings alles andere als optimal: „Das Mauerwerk bestand zum Teil aus Normalformatziegeln, bei der Deckenart hatten wir es mit Hohlkörperdecken zu tun. Das ursprüngliche Vorhaben, die Balkone auf Stahlbetonkonsolen aufzulagern, konnten wir daher aufgrund der Bausubstanz so nicht ausführen.“
Schwachstelle Wärmebrücke vermeiden
Bei Stahlbeton- und Stahlanschlüssen besteht grundsätzlich die Gefahr von Wärmebrücken: Wärmebrücken an auskragenden Bauteilen verursachen nicht nur einen erhöhten Heizwärmeverlust, sondern sie können auch zu feuchten Wänden und Schimmelbildung führen und schädigen damit langfristig die Bausubstanz.
Die ideale Lösung, um die Balkone zuverlässig und wärmebrückenfrei an die Stahlbetondecken anzuschließen, fand Bautechniker Martin Hehn im Schöck Isokorb RT Typ SK. Mit dem tragenden Wärmedämmelement lässt sich die Sanierung von Balkonen an Bestandsbauten und die Befestigung von neuen Balkonen an den Bestand realisieren – und das sowohl bei frei auskragenden wie auch bei gestützten Balkonkonstruktionen. Architekten und Planern bietet das ein Plus an Gestaltungsfreiheit.
Fassaden ganzheitlich energetisch planen
Auch energetisch sind Bauherren und Tragwerksplaner mit der vom Passivhaus Darmstadt zertifizierten „Energiesparkomponente“ Isokorb RT auf der sicheren Seite: Durch die thermische Trennung der auskragenden Bauteile minimiert Isokorb RT Wärmebrücken auf ein Minimum und sorgt damit für eine durchgängig gedämmte Gebäudehülle. „Schöck Isokorb ist die bautechnisch und bauphysikalisch einzig „richtige“ Antwort auf die Anforderung, eine durchgehend funktionierende Gebäudehülle herzustellen, und sämtliche Aufbauten bzw. auskragende Bauteile wie Balkone, Loggien, Vordächer ohne Wärmebrücken technisch einwandfrei dranzuhängen“, berichtet Diplom-Ingenieurin Caroline Rodlauer vom Architekturbüro ROSA Architektur.
Das für die Tragwerksplanung beauftragte Statikerbüro Judmayr plante die Ausführung Stahlbeton-Stahlbeton und die Stahlkonstruktion an Bestandsdecken mit Trägern aus U-Stahl-Normprofilen und IPE-Profilen mit 180 Millimetern sowie dem zugehörigen Schöck Isokorb. „Im Bestand wurden hierfür teilweise neue Stahlbeton-Decken hergestellt, mit Trägern als Auflager und Einschlitzen der Decken in den Bestand“, erklärt Michael Puster, technischer Zeichner bei Judmayr. Darüber hinaus wurden die Säulen im Kellergeschoss sowie die Decken im Bereich der Balkone verstärkt.
Balkone nachträglich anbauen
„Beim Altbau muss man stets mit Überraschungen rechnen. Die Bauphase aber war unter anderem auch sehr komplex, da das Gebäude zwischen einer Landesstraße und der Traun liegt und es somit kaum Bauplatz gab“, erinnert sich Caroline Rodlauer. Gestaltungselemente wie die Balkonplatten mit einer Auskragung von 1,30 Meter wurden daher im Fertigteilwerk produziert und vor Ort montiert. Zur Befestigung von Isokorb RT Typ SK an den Bestand wurden jeweils vier Bohrlöcher in einer Tiefe von circa 80 Zentimeter gesetzt, ausgeblasen und ausgebürstet. Anschließend wurde in die Löcher ein spezieller Injektionsmörtel injiziert und die Bewehrungsstäbe eingeklebt.
„Hier mussten wir bei der Bohrlochtiefe sehr genau arbeiten, und beim Einsetzen achtgeben, damit es die Klebemasse nicht herausdrückt“, berichtet Martin Hehn. Unterstützung direkt vor Ort erhielten sie dabei vom Schöck Einbaumeister.
Die neun nachträglich angebrachten Balkone am Traunhaus werden von insgesamt 60 Isokorb RT Typ SK sicher gehalten. „Ohne Schöck Isokorb hätte die Ausschreibungsanforderung mit frei auskragenden Balkonen nicht realisiert werden können. Alternativ wäre nur eine Konstruktion vorgesetzter Balkone mit Fundamenten und Stützen möglich gewesen“, bestätigt Michael Puster.
Schöck Isokorb: Dämmen auf höchstem Niveau
Für die sichere und thermisch trennende Befestigung der Balkone am Neubaukörper entschieden sich die Planer für Schöck Isokorb T Typ KL der Tragstufe M10. Schöck Isokorb T Typ KL ist ein tragendes Wärmedämmelement mit Drucklager HTE-Compact und 80 Millimeter Dämmkörperdicke für frei auskragende Balkone.
Neuer Wohnraum in zeitgemäßer Architektur
In nur zwei Jahren Bauzeit wurde das alte, abrissfällige ehemalige Landeskrankenhaus generalsaniert und zum Mehrgenerationen-Wohnhaus „Traunhaus“ umgebaut. Der Schnitt der ehemaligen Spitalszimmer-Struktur eignete sich dabei hervorragend für die Umstrukturierung in Wohneinheiten. Aus jeweils zwei ehemaligen Patientenzimmern entstanden qualitativ hochwertige 2-3-Zimmerwohnungen – insgesamt 38 Wohneinheiten mit Wohnflächen von 38 m² bis 90 m². Die Gesamtfläche beläuft sich inklusive Garagendeck und Allgemeinflächen auf rund 4.200 m².
Die Fassaden des dreigeschossigen, langgezogenen Gebäudes wurden neugestaltet und mit umrahmten Holzfenstern, Holzstrukturelementen und vorgesetzten Balkonen modern interpretiert. Auf Basis einer umfassenden bauphysikalischen Bestandsaufnahme wurde ein energetisches Konzept erarbeitet. Damit konnte das Gebäude auf den Stand gebracht werden, den die strengen Förderrichtlinien der Landesförderung vorgaben. Das Projekt ist damit Vorbild und Impuls zugleich: Mit der Revitalisierung bietet es eine ressourcenschonende Lösung auf aktuelle Baufragen wie dem Umgang mit Altbestand und der Anforderung nach leistbarem Wohnraum für die lokale Bevölkerung. Darüber hinaus belebt und frequentiert die Aufwertung das Ortszentrum der Kurstadt Bad Aussee im steirischen Salzkammergut.
Bautafel
Bauzeit: Frühjahr 2021 bis September 2022
Bauherren: Traunhaus GmbH & Co KG, Graz
Generalplanung: ROSA Architektur, A-8983 Bad Mitterndorf
Bauunternehmung: Gebrüder Haider & Co. – Hoch- und Tiefbau, A-8605 Kapfenberg
Statik: Michael Judmayer, A-8700 Leoben
Produkte: Schöck Isokorb RT Typ SK, Schöck Isokorb T Typ K